French Scooters

 

 

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French Scooters - die Community für alle Liebhaber der alten Peugeot SV bzw. Hercules SR Roller aus den 90er Jahren.


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Und wer jetzt wissen möchte worüber in diesem Forum diskutiert wird, kann sich hier ein Fahrzeugportrait am Beispiel der SV 50ccm anschauen:

 
Das französische Fahrzeughersteller gerne eigene Wege gehen ist nichts Neues. Peugeot nimmt zudem noch die Sonderstellung ein, das älteste Unternehmen überhaupt zu sein, das sich mit dem Bau von Kraftfahrzeugen befasst.
Dieses weit zurückreichende Erbe verschaffte der Marke mit dem Löwen wohl auch das nötige Selbstbewusstsein, einen in vielen Punkten innovativen und ungewöhnlichen Roller auf den Markt zu bringen.
Den SV nämlich, um den es hier gehen soll.

SV50 Trommelbremsmodell mit Vollschwinge
 
Grundsätzliches
Der SV ist auf den ersten Blick ein konventioneller Roller der frühen 90er Jahre. Sein Styling ist konservativ und ähnelt noch stark dem, in seinen Grundzügen mit dem Honda Lead verwandten, SC der 80er Jahre. Tatsächlich stellt der SV eine Weiterentwicklung dieses Fahrzeugs dar.
Der SV wurde über die lange Bauzeit hinweg in zahlreichen Varianten und Ausstattungslinien angeboten.
Es gab drei Hubraumvarianten mit 50, 80 und 125ccm. 
 
Die 50- und 80ccm Varianten wurden vom grundsätzlich gleichen Motor angetrieben und unterscheiden sich technisch nur durch den Hubraum, sowie die für die Hubraumerweiterung notwendigen Anpassungen. Bei diesem Motor handelt es sich um den klassischen Peugeot-Zweitaktmotor mit kurzer Schwinge und stehendem Zylinder. Der 125er-Motor ist in seiner Konstruktionsstruktur den kleinen Motoren sehr ähnlich, jedoch eine eigenständige Entwicklung. In diesem Portrait soll es aber grundsätzlich um die kleinen Modelle mit 50- und 80 Kubik gehen.
 
In allen Ausführungen ist der SV als tourentauglicher, ausgesprochen komfortabler Kleinroller ausgelegt. Er kombiniert Eigenschaften klassischer Stadtroller mit denen von Tourern. So verbindet er kompakte Abmessungen und kleine 10"-Räder mit einer breiten Sitzbank und einem großen Tank. Eine Kombination, die es sonst nur bei wenigen Fahrzeugen gibt.

Varianten
In Deutschland wurde das Fahrzeug als Peugeot SV, teils mit dem Namenszusatz Geo und Junior, vertrieben. Zudem kam er als Hercules SR mit dem Namenszusatz Samba auf den Markt. Die Hercules-Modelle unterscheiden sich nur durch andere Lackfarben und Dekoraufkleber von den Peugeot-Modellen.
Sowohl als Peugeot als auch als Hercules diente er der Firma Wulfhorst in Gütersloh als Basis für den Dreiradumbau R7
 
Motor und Antrieb
 
Der luftgekühlte Motor mit stehendem Zylinder mobilisiert, laut Betriebserlaubnis 3kW bei 6.500upm (SV50). Es ist jedoch bekannt, dass die Serienstreuung der Motoren immer nach oben und nur sehr selten nach unten tendierte. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50km/h erreicht der SV50 mit spielerischer Leichtigkeit. Die Tachoanzeige gaukelt dann zwar fast 65km/h vor, jedoch wird der Roller von der Drosselung verlässlich eingefangen.
Je nach Variante waren die Motoren mit Vergasern von Keihin oder Gurtner bestückt. Die Gurtnervergaser nerven häufig mit schlechter Einstellbarkeit und, als Folge dessen, erhöhtem Treibstoffverbrauch. Zudem neigen die Flansche der Gurtnervergaser zum reißen. Umrüstungen auf Keihinvergaser (Type PB80 mit 70er Hauptdüse) werden daher in der Szene durchaus goutiert.

 
Angetrieben wird der SV von einem klassenüblichen, stufenlosen Automatikgetriebe. Die Abstimmung des Systems ist ab Werk sehr gut gelungen, was bei einem Roller dieser Zeit nicht selbstverständlich ist. Hier ist interessant, dass Peugeot in einigen Baujahren einen gezielt zu kurz gewählten Antriebsriemen als Teil der Drosselung benutzt hat.

Fahrwerk und Bremsen
Fahrwerksseitig teilt sich die SV-Welt in zwei Gruppen. Zum einen gibt es die vollwertig ausgestatteten Modelle mit Vollschwingenfahrwerk. Bei diesen ist das Vorderrad an einer zweiarmigen Kurzschwinge geführt, eine bei Rollern seltene, aufwändige Konstruktion.
Dem gegenüber stehen die einfacher ausgestatteten Modelle (SV Junior) mit konventioneller Telegabel. Vom Fahrkomfort her sind die Vollschwingenmodelle in der Rollerwelt fast unerreicht, Fahrzeuge mit konventioneller Gabel fallen hier deutlich ab. In der Gesamtsumme sind diese Exemplare auch deutlich seltener als die Vollschwingenmodelle, für Sammler sind sie daher unter Umständen die interessantere Wahl.

SV50 Junior Telegabel-Modell
 
Beide Versionen gab es sowohl mit Scheibenbremse als auch mit Trommelbremse am Vorderrad. Hinten wird stets mit einer simplen, klassenüblichen Trommel verzögert. In allen Ausführungen ist der SV ein gutmütiges, jederzeit berechenbares und sicher zu fahrendes Fahrzeug. Die Bremsen sind dem komfortablen Charakter entsprechend wenig giftig. Es ist sehr schwer eines der Räder gefährlich zu überbremsen, ein Umstand der unsicheren und ungeübten Fahrern entgegen kommt und Vertrauen erzeugt.




Fahrverhalten
Der SV zählt zu jenen Rollern, die ihren Fahrer zu einem angemessenen Fahrstil erziehen. Er ist vor allem ein gemütlicher Cruiser, liebt Langstrecken und entspanntes flanieren.  Dennoch ist das gute Fahrwerk auch für eine sportliche Gangart zu gebrauchen, wenn es auch einen engagierten Fahrer braucht um das theoretische Potential der Maschine voll zu nutzen.
Trotz der niedrigen Bauweise bietet der SV sehr viel Schräglagenfreiheit und das gute Fahrwerk sorgt, sofern hochwertige Reifen aufgezogen sind, für guten Grip in allen Lagen. Somit kann der SV durchaus auch sportlichen Naturen gerecht werden, wirklich gerecht wird ihm eine derartige Gangart aber nicht.


der SV im Alltagsgebrauch

Die schwülstige, aus heutiger Sicht übertrieben barocke Verkleidung hat einen unabweisbaren Vorteil: Sie bietet exzellenten Wetterschutz. Ist der Roller zudem mit einer Windschutzscheibe ausgestattet, bleibt der Fahrer auch bei leichtem Regen weitgehend trocken. Die serienmäßigen Windabweiser für die Hände sind bei Stürzen zwar sehr gefährdet, aber gerade Winterfahrer wollen nicht darauf verzichten. Ab Werk hatte der SV stets einen kleinen, aber sehr solide Gepäckträger. Dieser eignet sich gut zur Montage eines Topcase.

Unter der Sitzbank tut sich ein wahrer Schlund auf. Da der Tank unter dem Trittbrett ist, bleibt viel Platz für ein großes, breites und tiefes Helmfach. Es schluckt spielend das Gepäck für einen kurzen Wochenendtripp. Der nötige Kleinkram verschwindet im (abschließbaren) Handschuhfach. Die tiefe Bauweise des Helmfachs hat jedoch den Nachteil, dass dessen Boden dem Auspuffkrümmer sehr nahe kommt. Gerade auf längeren Strecken kann es daher sehr warm im Staufach werden, kein guter Platz für Schokolade.
 
Ein Nachteil des tief platzierten Tanks ist das der Tankstutzen sehr niedrig liegt. Zum Tanken muss eine kleine Klappe im Fußraum geöffnet werden. Die voluminöse Heckverkleidung muss für die meisten Wartungsarbeiten demontiert werden. Sie ist mit diverse Verschraubungen aus mehreren Teilen zusammengesetzt, ihre Demontage erfordert Übung und Zeit, ist dieses Hindernis überwunden, gibt sich die Technik des SV50 simpel und unkapriziös. Die Wartungskosten bleiben daher angenehm niedrig. Ersatzteile sind auch viele Jahre nach Produktionseinstellung noch problemlos erhältlich.
 
Nachteilig im täglichen Gebrauch, vor allem für kleinere Personen, ist der kurze und ungünstig angebrachte Hauptständer. Den Roller aufbocken ist schwierig und sitzt er erst einmal auf seiner Stütze, braucht es ebenso Überredungskunst um ihn wieder herunter zu bekommen. Glücklicherweise war die Montage eines Seitenständers stets vorgesehen und sehr viele SV wurden direkt ab Werk mit diesem nützlichen Utensil geordert. 
 
der SV heute
Aus heutiger Sicht ist der SV wohl vor allem ein kurios-liebenswerter Youngtimer an der Schwelle zum Klassiker. Ein optisch und technisch aus der Zeit gefallenes Fahrzeug, das sich eines festen Freundeskreis erfreut. Er kann aber auch in seiner eigentlichen Rolle, als solider Alltagshelfer und Reisebegleiter, noch heute glänzen. Er gehört zweifellos zu dem besten Rollern seiner Zeit.
 
  
Mit freundlicher Genehmigung von:
Autor: Markus Zinnecker

Quelle: 

Stand 02.02.2022